Likrat Schabbat, mit dem ich Sie erreichen möchte, bedeutet «auf zu Schabbat» und bezieht sich auf ein Zitat von Rabbi Chanina, aufgezeichnet im Talmud Bawli (Schabbat 119a) und aufgenommen in unserem Sidur (S. 67):
באו ונצא לקראת שבתה מלכה  – «Kommt lasst uns die Königin Schabbat willkommen heissen.» Ich hoffe aus ganzem Herzen, dass Likrat Schabbat Ihnen hilft, sich auf die wöchentliche Begegnung mit Schabbat zu freuen und Schabbat zu einer speziellen, beruhigenden und vielleicht sogar nährenden Zeit zu gestalten.
Rabbiner Ruven Bar Ephraim

Gerne senden wir Ihnen Likrat Schabbat auch per E-Mail zu. Senden Sie eine entsprechende Nachricht an unser Sekretariat


Sidra Emor, 10. Ijar 5784

Toralesung: Wajikra (3BM) 22, 17 – 23, 22.

Haftara: Jecheskel 44, 15 - 31.

 

17.05.2024        18.45    Ma’ariw leSchabbat

18.05.2024        10.00    Schacharit leSchabbat

  

Gottes Namen heiligen
 

Der erste Teil der dieswöchigen Sidra, Emor, gibt den Priestern Richtlinien, welche Tiere zum Opfern geeignet sind und welche nicht. Der Abschnitt endet mit den folgenden Worten: «Und ihr sollt meinen heiligen Namen nicht entweihen, damit ich unter den Israeliten heilig gehalten werde. Ich bin der EWIGE, der euch heiligt.» (Wajikra 22, 32). Wenn die Priester beim Tempeldienst die gegebenen Mizwot also nicht befolgen, entweihen sie den Namen Gottes. Aus diesem Vers sind die Begriffe Chillul HaSchem, Entweihung des Namen Gottes, und Kiddusch HaSchem, Heiligung des Namens Gottes, hervorgegangen.
 

In unserer Sidra geht es um die Handlungen der Priester, aber die Begriffe selbst haben sich in unserer Tradition weiterentwickelt. So sieht der Prophet Jecheskel (36, 17-20) das babylonische Exil als eine Entweihung des Namen Gottes, da die Völker in dem Verlust des Landes und des Tempels eine Schwäche Gottes sahen. Gott konnte nicht verhindern, dass diese Katastrophe über das Volk Israel hereinbrach.
 

Im Mittelalter veränderten die Kreuzzüge den Sinn dieser Begriffe. Wenn jüdische Menschen sich unter Androhung des Todes taufen liessen, bedeutete dies eine Entweihung des Namen Gottes; wenn Menschen den Tod dem Christentum vorzogen, wurde dies als Kiddusch HaSchem, als Heiligung des Namens Gottes, gesehen. Nach der Schoa wurden die sechs Millionen gewaltsam Ermordeten, obwohl sie ihr Schicksal nicht durch eine Taufe abwenden konnten, als diejenigen angesehen, die den Namen Gottes heiligten. Obwohl dies als Ehrung gilt, habe ich grosse Schwierigkeiten damit. Ich denke, viele der Ermordeten hätten ihren Tod nicht als Heiligung des Namen Gottes empfunden.
 

Maimonides (Hilchot Jessode haTora, 5, 11) gibt den Begriffen der Entweihung und Heiligung des Namen Gottes eine andere Dimension, mit der ich viel mehr anfangen kann: «Noch andere Handlungen gibt es, die als Namensentweihungen betrachtet werden. Wenn z. B. jemand, der als grober Schriftgelehrter und ausgezeichneter frommer Mann bekannt ist, etwas ausübt, über das sich seine Mitmenschen hinter seinem Rücken tadelnd aussprechen, sei es auch keine Übertretung der Schrift, so ist es in Bezugnahme auf ihn doch als Namensentweihung anzusehen, z. B. wenn er etwas kauft und nicht sogleich bezahlt, obgleich er Geld hat, sondern die mahnenden Verkäufer hinhält, oder wenn er bei ungebildeten Leuten und in ihrer Gesellschaft dem zügellosen Gelächter, dem Gelage, dem Zechen sich ergibt, oder wenn er mit seinen Mitmenschen keinen sanften Umgang pflegt, oder sie nicht mit freundlicher Miene aufnimmt, sondern unverträglich und zänkisch ist und dergleichen mehr, je nach der Würde des Weisen.»
 

Für Maimonides gilt auch das Umgekehrte, nämlich dass der Name Gottes geheiligt wird, wenn ein Mensch: «sanft mit seinen Mitmenschen umgeht, sich mit ihnen verträgt, sie freundlich aufnimmt, und wenn auch von ihnen beschämt, sie doch nicht wieder zu beschämen sucht; der die Andern ehrt, obgleich sie ihn geringschätzen, der seine Geschäfte redlich führt (... ), so dass ihn Alle loben und lieben, und seine Musterhandlungen nachzuahmen streben - ein solcher Mann heisst Gottesverehrer, und von ihm gelten die Worte des Propheten: «Mein Knecht bist du, Israel, durch den ich mich verherrliche.» (Jeschaja 49, 3).
 

Schabbat Schalom,

Rabbiner Ruven Bar Ephraim