Likrat Schabbat, mit dem ich Sie erreichen möchte, bedeutet «auf zu Schabbat» und bezieht sich auf ein Zitat von Rabbi Chanina, aufgezeichnet im Talmud Bawli (Schabbat 119a) und aufgenommen in unserem Sidur (S. 67):
באו ונצא לקראת שבתה מלכה  – «Kommt lasst uns die Königin Schabbat willkommen heissen.» Ich hoffe aus ganzem Herzen, dass Likrat Schabbat Ihnen hilft, sich auf die wöchentliche Begegnung mit Schabbat zu freuen und Schabbat zu einer speziellen, beruhigenden und vielleicht sogar nährenden Zeit zu gestalten.
Rabbiner Ruven Bar Ephraim

Gerne senden wir Ihnen Likrat Schabbat auch per E-Mail zu. Senden Sie eine entsprechende Nachricht an unser Sekretariat

Sidra Mezora – Schabbat HaGadol, Adar I, 12. Nissan 5784

Toralesung: Wajikra (3BM) 14:33 – 57. Haftara: Malachi 3, 4-24.
 

19.04.2024        18.45    Ma’ariw leSchabbat

20.04.2024        10.00    Schacharit leSchabbat

22.04.2024        18.45    Ma’ariw und Gemeindeseder

23.04.2024        09.30    Schacharit lePessach


Elijahus Becher
 

Zara'at, die Hautkrankheit, um die es in der letzt- und dieswöchigen wöchigen Sidra, Tasria und Mezora geht, ist uns unbekannt. Sie wird oft mit der Hanson-Krankheit (Lepra) übersetzt, aber da auch Kleidung und Häuser von dieser Krankheit geplagt werden können, scheint diese Erklärung nicht zu passen. Es wurden keine Medikamente zur Heilung eingesetzt. Der Betroffene wurde vom Priester ausserhalb des Wohngebiets isoliert. Er überwachte die Entwicklung des Zustands und wenn die Situation sich verbesserte, wurde die ‘genesene’ Person aus der Isolation entlassen. In der Sidra dieser Woche lesen wir, was mit dem Haus zu tun ist, das der Priester als mit Zara'at infiziert diagnostiziert hat. Das Haus muss zerstört werden (Wajikra 14, 33-57). Die klassischen Rabbiner bezeichneten den Zustand Zara’at als eine Folge eines der sieben Vergehen: Klatsch, Mord, Meineid, verbotene sexuelle Beziehung, Arroganz, Diebstahl und Neid (Talmud Bawli Arachin 16a). Was Zara’at auch immer war, es stellte das Leben der Betroffenen auf den Kopf.
 

Seit dem 7. Oktober ist das Leben von Hunderttausenden von Menschen unerträglich geworden. Familien von Hamas Ermordeten, Geiseln und ihre Familien, verwundete und gefallene Soldaten und ihre Familien, die durch Bombenangriffe verwundete und getötete Zivilbevölkerung von Gaza und ihre Familien, evakuierte Israelis, evakuierte Palästinenser.
 

Jedes Mal tauchen neue Fragen auf: Wie feiern wir jetzt Schabbat, Chanukka, Purim? Wie finde ich eine Bilanz zwischen meinem Informationshunger, dem Filtern der politisch eingepackten Berichterstattungen und meines seelischen Gemütszustandes?  Wie sorge ich dafür, nicht zermahlen zu werden zwischen Empathie für die unschuldigen Gazanen, die Geiseln und ihre Familien, moralischer Empörung  über Chamas und ihren zerstörerischen Idealen, über die Regierung Netanyahu, zwischen Vernunft und Schmerz und meinem eigenem seelischen Gleichgewicht?  

Wie feiern wir Pessach, Chag HaCherut - das Fest der Befreiung, wenn noch immer 133 Geiseln in Gaza in Unfreiheit verkehren? Ja, ich rede von feiern, denn nicht feiern ist keine Option für mich. Ein Foto aus dem Durchgangslager Westerbork im Osten der Niederlande aus dem Jahr 1943 zeigt einige jüdische Gefangenen um eine Chanukkia. Selbst unter diesen Umständen wurde Chanukka gefeiert.
 

Sowohl aus Israel als auch aus dem Rest der jüdischen Welt werden Vorschläge gemacht, wie man den Seder mit der aktuellen Situation gerechten Ritualen und Texten durchführen kann. Einer davon ist, einen leeren Stuhl, möglicherweise mit einem Foto von Geiseln, am Seder-Tisch aufzustellen. Ein anderer Vorschlag ist, dass statt drei nur zwei Mazzes auf dem Sederteller sind, als Zeichen für den Mangel an Nahrung sowohl für die Geiseln als auch für die Menschen im Gazastreifen. Eine dritte Möglichkeit, die ich hier zufügen möchte, hat mit dem Becher des Elijahu zu tun. Er ist ein Symbol für das Kommen der messianischen Zeit, die Zeit der endgültigen Befreiung. Der vorherrschende Minhag ist es, diesen Becher nicht zu trinken. Mein Vorschlag wäre es, ihn in diesem Jahr zu trinken, mit dem Aussprechen der Hoffnung, dass die Geiseln bald und in unseren Tagen befreit werden.
 

Das Ritual, das Vertraute und das Neue, kann uns helfen, dem Seder, trotz der schwierigen Situation, trotz unserem Leben, das auf  dem Kopf steht, Sinn und sogar Freude zu geben.
 

Schabbat Schalom und Chag Sameach,

Rabbiner Ruven Bar Ephraim