Likrat Schabbat
Likrat Schabbat, mit dem ich Sie erreichen möchte, bedeutet «auf zu Schabbat» und bezieht sich auf ein Zitat von Rabbi Chanina, aufgezeichnet im Talmud Bawli (Schabbat 119a) und aufgenommen in unserem Sidur (S. 67):
באו ונצא לקראת שבתה מלכה – «Kommt lasst uns die Königin Schabbat willkommen heissen.» Ich hoffe aus ganzem Herzen, dass Likrat Schabbat Ihnen hilft, sich auf die wöchentliche Begegnung mit Schabbat zu freuen und Schabbat zu einer speziellen, beruhigenden und vielleicht sogar nährenden Zeit zu gestalten.
Rabbiner Ruven Bar Ephraim
Gerne senden wir Ihnen Likrat Schabbat auch per E-Mail zu. Senden Sie eine entsprechende Nachricht an unser Sekretariat
Sidra Schmini – Schabbat Tekuma, 28. Nissan 5785
Toralesung: Wajikra 11, 1-47; Haftara: Secharia 8, 1-19.
25.04.2025 18.45 Ma’ariw leSchabbat
26.04.2025 09.00 Parascha ba Boker mit Rabbiner Bea Wyler, 10.00 Schacharit leSchabbat
MiSchoa liTekuma
Dieser Schabbat fällt zwischen Jom HaSchoa, dem Gedenktag für die während der Schoa Ermordeten, und Jom Ha’azma’ut, dem Unabhängigkeitstag des Staates Israel. In liberalen Kreisen trägt er den Namen Schabbat Tekuma. Tekuma bedeutet wörtlich «Erneuerung» oder «Wiederbelebung», doch im historischen Kontext des jüdischen Volkes im 20. Jahrhundert bezieht es sich auf die Entstehung des Staates Israel. Im israelischen Sprachgebrauch existiert der Ausdruck «Mi-Schoa liTekuma» – von Zerstörung zur Wiederbelebung.
Das Gedenken an die Opfer der Schoa wurde zunächst vom israelischen Oberrabbinat übernommen. Dieses legte den Gedenktag ursprünglich auf den 10. Tewet, einen traditionellen Fastentag. Dass Jom HaSchoa eine Woche vor Jom Ha’azma’ut liegt, ist eine spätere politische Entscheidung. Da kein konkretes Datum für das Gedenken an die sechs Millionen Ermordeten festgelegt werden konnte, sie wurden ja während allen Tagen des Jahres ermordet, und da die damalige Haltung der Israelis darin bestand, den Widerstand und die Heldentaten der Minderheit unter den europäischen Juden hervorzuheben – sowie im weiteren Sinne die militärischen Erfolge des Unabhängigkeitskriegs –, wurde der Beginn des Aufstands im Warschauer Ghetto als Gedenktag gewählt. Dieser Aufstand begann am 19. April 1943 und endete am 16. Mai 1943.
Der 19. April war der Vorabend von Pessach, was für die orthodoxen Parteien inakzeptabel war. Der 16. Mai bzw. 11. Ijar wäre nach dem Unabhängigkeitstag am 5. Ijar gewesen und hätte somit die ideologische Reihenfolge von David Ben Gurion durcheinandergebracht. Die Knesset, das israelische Parlament, legte im Jahr 1951 den 27. Nissan – eine Woche nach Pessach und acht Tage vor Jom Ha’azma’ut – als offiziellen Gedenktag für das Heldentum und die Zerstörung während der Schoa fest.
An diesem Schabbat wird eine besondere Haftara gelesen, die nicht zum Wochenabschnitt (Sidra) gehört. Es handelt sich um einen Abschnitt aus dem achten Kapitel des Buches Secharia. Dieser Prophet lebte gegen Ende des 6. Jahrhunderts v.d.Z., zur Zeit der Schiwat Zion – der Rückkehr der Verbannten aus Babylonien und des Wiederaufbaus Judas. Er war Zeuge der trostlosen Situation, in der sich das nach Jehuda zurückgekehrte Volk befand, und versuchte, ihnen mit seinen Prophezeiungen Mut zu machen. Er setzte sich für den Wiederaufbau Jerusalems und des Tempels ein. In unserer Haftara spricht er von Strassen in Jerusalem, in denen Kinder spielen und alte Menschen verweilen, von reichen Ernten, vom wieder aufgebauten Tempel und vom Ansehen, das das Volk Israel in der Welt wieder haben wird.
Der Schlüssel zu dieser guten Zukunft steht in den Versen 16–17:
«Dies sind die Dinge, die ihr tun sollt: Redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten; aufrichtig und mit dem Recht des Friedens fällt das Urteil in euren Toren! Und keiner soll in seinem Herzen auf das Unglück seines Bruders sinnen; und liebt nicht den verlogenen Schwur, denn all dies hasse ich! Spruch des EWIGEN».
Die Worte Secharias haben nichts an Aktualität verloren. Der Wunsch, nach einer Zerstörung Wiederaufbau und Erneuerung in Angriff zu nehmen, und das Leben – mit dem zerreissenden Schmerz im Herzen – wieder aufzunehmen. Doch ebenso, dass ein solches Projekt mehr Aussicht auf Erfolg hat, wenn das Gute getan wird, und wenn die Wahrheit gesprochen und gedacht wird. So lesen wir als letzte Worte der Haftara: «Liebt die Wahrheit und den Frieden!» (Secharia 8, 19).
Schabbat Schalom,
Rav Ruven Bar Ephraim